Unser Blutgruppensystem ist ein wichtiger Teil des Immunsystems. Antigene sind wie Satelliten in einem cleveren Abwehrsystem des Körpers, die vor Gefahren von außen schützen. Doch manchmal funktioniert dieses System nicht richtig.
COVID 19 bestimmt seit einigen Monaten unser Leben. Wissenschaftler und Ärzte haben sich die Frage gestellt, warum einige Infizierte mit schwerem Atemversagen kämpfen und andere wiederum nicht. Die dritte Vorab-Studie aus Kiel und Oslo lässt nun vermuten, dass es einen Zusammenhang zwischen der Blutgruppe und dem Krankheitsverlauf von Covid 19 gibt.
Getestet wurden etwa 1600 Menschen mit schwerem COVID19-Verlauf aus Mailand, Monza, Madrid und San Sebastian. Bestimmte Stellen in der DNA, an denen häufig Genvariationen vorkommen, wurden für die Studie untersucht. Im Gegenzug wurde die DNA von 2205 gesunden Menschen aus der Bevölkerung analysiert. Spezielle Abschnitte der DNA wurden analysiert, die auf Chromosom 9 liegen. Das ist genau die Stelle, die darüber entscheidet, welche Blutgruppe der Mensch hat. Die Wissenschaftler sind noch auf der Suche nach einem Zusammenhang der Blutgruppe und der Erkrankung an COVID19. Forscher aus Oslo beschreiben, dass der Gen-Ort der Blutgruppe zusammen hängt mit den Interleukinen (Entzündungsbotenstoffen). Es ist bekannt, dass manche Patienten bei Überreaktionen des Immunsystems diese in extremen Mengen ausgeschüttet werden. Für den Betroffenen kann das tödlich enden. Auch das Gerinnungssystem ist eine mögliche These. Menschen mit Blutgruppe 0 haben eine niedrige Konzentration an Gerinnungsfaktoren. Während sie deswegen eine höhere Sterblichkeitsrate bei Verkehrsunfällen haben, mag ihnen dieser Nachteil nun zum Vorteil werden: COVID19 erhöht das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Lungenembolien. Je höher die Konzentration der Gerinnungsfaktoren im Blut ist, desto höher ist das Risiko.
In allen Studien ist nun belegt, dass die Blutgruppe A bei COVID19-Patienten am häufigsten vorkommt. Bereits im März waren chinesische Wissenschaftler auf diesen Aspekt gestoßen. Menschen mit Blutgruppe 0 scheinen einen natürlichen Schutz zu haben. Stimmig ist, dass jeder Mensch aufgrund seiner Genetik eine andere Infektanfälligkeit aufweist. Dr. William A. Petri von der University of Virginia in Charlottesville erklärt das so: „Einige Coronaviren haben Proteine auf ihrer Oberfläche, die sich an verschiedene Zucker auf Oberflächenzellen binden. Diese Zucker bestimmen die Antigene der Blutgruppe. Antigene sind fremde Eiweiße, gegen die das Immunsystem Antikörper bildet.“ Blutgruppe A hat einen zusätzlichen Zucker auf seiner Zelloberfläche – N-Acetyl-Glucosamin, den zum Beispiel Blutgruppe 0 nicht hat. N-Acetyl-Glucosamin ermöglicht es scheinbar dem Virus, sich leichter mit der Zelle zu verbinden, wodurch der Wirtsrezeptor freigeschaltet wird. Normalerweise würden Antikörper ins Spiel kommen, die diese Aktion blockieren können.
Forschungsteams haben zusätzlich herausgefunden, dass Menschen mit Blutgruppe A offenbar ein deutlich höheres Risiko für einen Krankheitsverlauf mit Atemversagen haben. Fakt ist, dass COVID19-Patienten mit Blutgruppe A häufiger beatmet werden müssen im Gegensatz zu anderen Bluttypen. Es handelt sich zwar bei der neuen Untersuchung noch um eine Vorveröffentlichung, allerdings sehen viele Mediziner die Untersuchung als aussagekräftig an. Eine weitere Studie aus New York im April 2020 ergab, dass es auch hier eine höhere Zahl an Infizierten mit Blutgruppe A gab – signifikant mehr als Blutgruppe 0 – allerdings galt dies nur für die Rh-positiven Blutgruppen.
Ein Lösungsansatz für Menschen mit Blutgruppe A könnte Vitamin D sein. In einer kleineren indonesischen Fallstudie wurde der Vitamin-D-Spiegel von 380 Personen aus Italien, Spanien und der Schweiz getestet. Zwischen einem Mangel an Vitamin D und einer Covid-19-Erkrankung wurde ein Zusammenhang festgestellt. Das Sterberisiko erhöhte sich massiv. Der Auswertung zufolge sind 99% mit Vitamin D-Mangel verstorben. Waren die Vitamin-D-Spiegel etwas höher, aber dennoch unzureichend, verstarben 88 Prozent. Sehr auffällig war die Sterblichkeit bei denjenigen, die gut versorgt waren. Sie lag bei etwa 4 Prozent. Natürlich spielt auch die körperliche Konstitution des Menschen eine große Rolle. Dennoch spielt Vitamin D eine große Rolle, weil es bei vielen physischen Prozessen im Körper gebraucht wird. Die Abwehrkräfte werden nachweislich gestärkt. Ein Hausarzt kann den Vitamin D-Status untersuchen. Bei einem Mangel gibt es folgende Möglichkeiten: Lieber kürzer und dafür öfter in die Sonne gehen und dabei auf einen hohen Lichtschutzfaktor (ab LSF14) verzichten. Die zweite Möglichkeit liegt in einer hochdosierten Nahrungsergänzung, die von einem Arzt oder Heilpraktiker betreut werden sollte. Auch ein zu viel an Vitamin D kann wiederum schädlich sein.
In Kiel wird aktuell erforscht, ob mit Ernährung gegen schwere COVID-19-Verläufe vorgegangen werden kann. Es wird vermutet, dass die Einnahme von Vitamin B3 bei einer frühzeitigen Erkennung von COVID19 Schlimmeres verhindern kann. Eine frühere Studie am Uniklinikum Schleswig Holstein ergab, dass sich eine Mangelernährung – besonders mit der essenziellen Aminosäure Tryptophan, aus der Vitamin B3 hergestellt werden kann – negativ auf das Immunsystem auswirkt. „Wenn der Körper Tryptophan abbaut, weil nicht genügend Vitamin B3 aus der Nahrung aufgenommen wird, entstehen Stoffwechselprodukte, die entzündungsfördernd sind. Den Deckzellen der Lunge und auch des Darms wird Energie entzogen“, bemerkt Professor Stefan Schreiber vom UKSH, der die aktuelle Studie unter anderem leitet. Eine gezielte Ernährung kann daher das Immunsystem stärken!
Für den A-Typ bedeutet das: eine vegetarische bzw. vegane Ernährung mit Augenmerk auf eine ausreichende Vitaminzufuhr. Sanfter Ausdauersport und Krafttraining stärken zusätzlich das Immunsystem. Wettkämpfe schaden dem Immunsystem. Bei intensiven Sporteinheiten sollte unbedingt das „Open window“ beachtet werden – die Zeit nach dem Sport, in dem das Immunsystem heruntergefahren wird, damit der Körper regenerieren kann.
Auch alle anderen Blutgruppentypen dürfen sich in dieser Zeit etwas leichter und damit basischer ernähren. Viren und Bakterien mögen es sauer. Nehmen wir ihnen die Basis, haben sie keine Chance, unseren Körper zu entern! Eine individuell angepasste Ernährung, der richtige Sport, Pranayama (Atemübungen), innere und äußere Reinigung sowie Gedankenpflege durch Meditation helfen, durch diese Zeit gesünder hindurchzukommen.
Dieser Artikel bezieht sich auf folgende Studien/Quellen:
Europäische Studie:
Studie aus China:
Studie aus den USA:
VitaminB3 (Quelle vom 09.06.20): https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Verhindert-Vitamin-B3-schwere-COVID-19-Verlaeufe-408226.html