Genetik und Ernährung – das sagt die Forschung

Unsere Ernährung ändert sich ständig aufgrund saisonaler Lebensmittel oder kultureller Vorlieben. Auf die Nahrungsmittel reagiert der Körper ganz individuell. Die Bioenergetik der Mitochondrien – unseren Kraftwerken der Zelle – sowie die Signalübertragung können unterschiedlich durch die Ernährung beeinflusst werden. Mitochondrien erzeugen Energie. Diese Energie entsteht aus oxidierbaren Nahrungssubstanzen. Mitochondrien pumpen Protonen in die Matrix, damit über die innere Membran die ATP-Synthase angekurbelt wird. Sie haben eine eigene DNA und vermehren sich unabhängig von ihrer Mutterzelle. Die Wechselwirkung von Mitochondrium und Nahrungssubstanzen kann die Gesundheit negativ beeinflussen, wenn das Mitochondrium seine Funktionen reduziert und der oxidative Stress erhöht wird. Zu diesem Schluss kamen 2018 australische Forscher.

Durch die veröffentlichte Studie, in der Experimente mit Fliegen gemacht wurden, konnten folgende Schlüsse für den Menschen gezogen werden: Kohlenhydrate werden auch von Menschen mit unterschiedlicher mitochondrialer DNA individuell verstoffwechselt, was Auswirkungen auf eine Vielzahl von Krankheiten haben kann wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit und sogar Parkinson. Dieser Ansatz wurde bereits über viele Jahrzehnte hinweg erforscht. Es existieren zwar wenige Studien, die das Erscheinungsbild eines Menschen mit einbeziehen sowie seine genetische Grundlage in Bezug auf die Nahrungsaufnahme. Dafür decken diese Studien die Wechselwirkungen zwischen Ernährung und den vier unterschiedlichen Mitochondrientypen auf. Es wird auch diskutiert, dass die menschliche Genetik nicht an die Ernährungsgewohnheiten des 21.Jahrhunderts angepasst ist. Daher ist auch eine Umstellung der Ernährung eine etablierte Behandlungsmethode für bestimmte Krankheiten.

Wenn Mitochondrien sich verändern und mutieren, hat das beim Menschen oft negative Auswirkungen. Durch Nahrungsmittel ausgelöster „Stress“ kann genotypspezifische Reaktionen in den Mitochondrien auslösen, die in der Zelle und im Zellkern Veränderungen auslösen. Durch biochemische Reaktionen werden vermehrt freie Radikale in der Zelle gebildet, welche letztlich zur Aktivierung der zelleigenen Abwehr führen. Dieser Vorgang wird Mitohormese genannt. Dieser Vorgang muss nicht immer schädlich sein. Ein niedriges Niveau kann sogar zu einer Neukonfiguration des Stoffwechsels führen, was wiederum eine erhöhte ATP-Produktion (Energie) zur Folge hat und damit auch eine geringere Anfälligkeit für Krankheiten. Ab einer gewissen Schwelle wird es jedoch schädlich und Krankheiten entstehen. In den Studien konnte beobachtet werden, dass die ATP-Produktion viele zelluläre Prozesse beeinflusst, die sich auf die Entwicklung auswirken.

Fazit der Studienreihe: Der Glykogenstoffwechsel war bei gleicher Diät individuell aktiv bei Fliegenlarven mit unterschiedlicher Genetik. Es hat sich dadurch gezeigt, dass die Ernährung eine evolutionäre Kraft ist, die unmittelbare Auswirkungen auf Gesundheit und Krankheit hat.

Die ganze Studie gibt es hier: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6219761/

Die Rolle der AB0-Blutgruppenantigene bei Krebserkrankungen

Eine Krebsdiagnose ist immer ein tiefgreifendes Trauma. Damit es gar nicht erst dazu kommt, kann präventiv so einiges getan werden. Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Shanghai zeigt den Zusammenhang zwischen Blutgruppen-Antigenen und der Entstehung von Krebserkrankungen.

Seit vielen Jahrzehnten wird vermutet, dass Blutgruppenantigene eine Rolle bei der Entstehung von Krebs spielen. Neuere Untersuchungen decken auf, dass es tatsächlich einen wichtigen Zusammenhang gibt. Doch keine Panik, falls eine Veranlagung besteht – es gibt immer eine Möglichkeit vorzubeugen oder im schlimmen Fall auch zu behandeln.

Magenkrebs und Antigene

Mittlerweile gibt es eine umfangreiche Literatur zu Magenkarzinomen und dem AB0-Blutgruppensystem. Frühere Studien wurden vorwiegend in der westlichen Bevölkerung vorgenommen. Hier gab es durchweg ein 20%iges Risiko für Magenkrebs bei Personen mit Blutgruppe A. In einer chinesischen Studie wurde beobachtet, dass ein signifikant 30-40% höheres Risiko für Darmmetaplasie oder Magendysplasie beim A-Typ vorherrschte. Die Bevölkerung in Taiwan zeigte ein 38%iges Risiko für Magenkrebs im Vergleich zu den Blutgruppen B und 0. Noch ist der Zusammenhang zwischen der AB0-Blutgruppe und Magenkrebs nicht vollständig verstanden. Experimentelle Studien haben jedoch gezeigt, dass das spezifische Antigen des Bluttyps auf Chromosom 19q13 die Bindung vom Bakterium H. plyori an die menschliche Magenschleimhaut fördert. Dieser Erreger verursacht chronische Gastritis, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sowie Adenokarzinome im Magen. Die Epithelzellen von Typ-0-Individuen konnten  signifikant mehr H. plyori binden und hatten daraufhin eine stärkere Entzündundungsreaktion als Zellen von Personen mit anderen Blutgruppen. Dadurch konnten sich die H.plyori-Bakterien nicht an Magengewebe binden. Die Vermutung liegt nahe, dass die Verfügbarkeit von H.-plyori-Rezeptoren im Vergleich zu Blutgruppe 0 bei Patienten mit dem Bluttyp B und AB verringert sein könnte. Diese experimentellen Studien erklären, dass der 0-Typ durch die Entzündungsreaktion eine höhere Rate an Magengeschwüren hat als bei Personen mit Blutgruppe A.  Im Gegensatz dazu deutet das erhöhte Risiko an Magenkrebs in Verbindung mit dem Bluttyp A stark auf einen anderen Mechanismus hin.

Darm- und Leberkrebs

Forscher aus Shanghai haben ihre Analyse zu diesem Thema auf den gesamten Gastrointestinaltrakt ausgedehnt. Untersucht wurden Männer höheren Alters. Ähnlich wie beim Magenkrebs hat der Bluttyp A ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Darmkrebs im Vergleich zu Patienten der anderen Bluttypen. Auch frühere Zusammenfassungen von Studien bestätigen diese Aussage. Die Antigene des Bluttyps A wirken stark auf Darm-Tumorzellen und das Zellwachstum sowie deren aktive Beweglichkeit ein. Dieser Aspekt deutet auf eine direkte Beteiligung der AB0-Antigene an der Entwicklung und Metastasenbildung von Darmkrebs hin. Auch eine erhöhte Tendenz zu Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Patienten mit Blutgruppe A wurde in einer vorliegenden Studie beobachtet.

Beim Bluttyp AB wurde statistisch signifikant ein 45%iges Risiko für Leberkrebs entdeckt. Im Labor wurden hierzu experimentell Tumorzellen aus der Leber beobachtet. Auf ihrer Zelloberfläche wurden mehr Blutgruppen-Antigene gefunden als auf Zellen von gesundem Gewebe. Die Transformation von Leberzellen steht in starkem Zusammenhang zwischen der alkalischen Phosphatase im Plasma – einem Leberenzym – sowie der genetischen Vielgestaltigkeit innerhalb des Ortes, wo sich die AB0-Antigene (Chromosom 9q34) befinden.

Die ganze Studie gibt es hier: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0184295

(ABO blood type and the risk of cancer – Findings from the Shanghai Cohort Study)

Immun-Checkpoint-Inhibition – Medizin-Nobelpreis

Ein US-Amerikaner und ein Japaner haben den Nobelpreis für Medizin bekommen für ihre Entdeckung, dass gezielt das Immunsystem bei Krebserkrankungen aufgebaut werden muss. Das klingt logisch! Während das Immunsystem im Bremsmodus ist, soll die Handbremse gelöst und das Immunsystem wieder in die Lage versetzt werden, den Tumor zu attackieren. Selbst unheilbare Krebspatienten konnten mit diesem Ansatz bereits geheilt werden. Seit mehr als 100 Jahren gibt es solche Ansätze. Die immunonkolgische Forschung hat sich jedoch weitestgehend dagegen gesträubt, weil es lange keine effektiven Therapien gab.

Im speziellen haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass T-Zellen nach geeigneter Aktivierung in der Lage sind, Tumorzellen als Feind zu entlarven und zu eliminieren. Man braucht im Prinzip den Kontakt von spezifischen T-Zellrezeptoren mit einem Eiweiß (Peptid), das von Antigen-präsentierenden Zellen umgeben ist sowie einen Kostimulator. James P. Allison ist ein Forscher der University of California, der das Molekül CTLA-4 (cytotoxic T-Lymphozyte-antigen 4)entdeckt hat. Allison hatte die Idee, mit einem Antikörper gegen CTLA-4- die Immunbremse zu lösen, damit die T-Zellen ungebremst auf Tumorzellen losgehen können. Bereits 1994 fand dazu das Schlüsselexperiment statt. Krebskranke Mäuse, die den Anti-CLA-4-Antikörper erhielten, wurden spektakulär geheilt.

Leider zeigte die Industrie wenig Interesse an der Arbeit von Allison. Der Forscher blieb trotzdem dran. Den Durchbruch brachte eine in 2010 veröffentlichte Studie, in der Patienten mit metastasiertem Melanom signifikant länger lebten, wenn sie den Anti-CTLA-4-Antikörper erhielten. An der Universität von Kyoto hat im Jahr 1992 ein Japaner das T-Zell-Oberflächenprotein PD-1 entdeckt. Bei einem Melanom hat sich PD-1 allein oder die Gabe von PD-1 und CTLA-4 als noch wirksamer erwiesen, als CTLA-4 allein. Die Nebenwirkungen scheinen mit PD-1 auch geringer zu sein. Derzeit wird diese Art von Therapie in einer großen Zahl von Studien bei fast allen Krebsarten und mit unterschiedlichen Antikörpern getestet.

Die richtige Ernährung als Immunstärker

Was man darüber hinaus bereits vorbeugend tun kann: Lebensmittel können das körpereigene Abwehrsystem stärken oder schwächen. Es kommt darauf an, welche Lebensmittel eine Immunreaktion auslösen können. Daher ist auch vorbeugend für eine Krebserkrankung wichtig, dass das Immunsystem eine 100%ige Leistung erbringt. Im Blutgruppencode gibt es eine ausführliche Liste über Nahrungsmittel, die gesund und neutral wirken. Lebensmittel, die eine Immunreaktion auslösen sollten nur selten bis gar nicht verzehrt werden.